Kaffee und Pappbecher – nicht “To Go” sondern “No Go”

Neulich musste ich länger als erwartet auf meinen Zug warten. Ich ging ein wenig in der großen Halle des Münchner Hauptbahnhofes spazieren. Es war noch Rush Hour und viele Menschen durcheilten die Halle. Dabei fielen mir eine Menge Leute auf, die mit Pappbechern unterwegs waren. Pappbecher gefüllt mit Kaffee. Das schmeckt doch nicht, das ist ein no go. Aber warum machen es dennoch so viele?

Der angebliche Streß zwing zum Kaffee im Pappbecher und im gehen

Gut, das erste Argument, das ich immer zu hören bekomme, ist die mangelnde Zeit, dass man seinen Morgenkaffe eben im Gehen trinken müsse. Das halte ich wiederum für einen ausgemachten Schmarrn. Nur weil ich keine Zeit habe, wohlgemerkt, die Leute befinden sich auf dem Weg zur Arbeit, trinke ich doch keinen Kaffee aus dem Pappbecher. Das zu verhindern, gäbe es mehrere Möglichkeiten. Die einfachste, ich trinke meinen Koffeindrink erst im Büro, aus einer schönen Tasse, in aller Ruhe. Nebenbei ein nettes Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen, gern auch über dienstliches, läßt den Tag doch viel besser beginnen. Im Übrigen erfährt man bei der Gelegenheit gleich den neuesten Büroklatsch. Flurfunk ist wichtig. Eine weitere Möglichkeit wäre, früher aufzustehen, um das Aufputschmittel zuhause zu trinken. Ja, ich weiß, das fällt echt schwer. Aber es hätte auch Vorteile. Die Familie, wenn es die gibt, sieht sich schon mal am Morgen und könnte vielleicht ein paarWorte wechseln. Oder die Lektüre der Tageszeitung mit einer Tasse Kaffee hat auch Stil. Es gibt noch eine Menge anderer Wege, den üblen Pappbecher zu vermeiden.
Ich persönlich bevorzuge das Haferl Kaffee im Büro. Während ich die ersten Mail aussortiere, kann ich mich voll auf den Kaffee konzentrieren.

Pappbecher als Statussymbol?

Es spielt aber meiner Meinung nach noch ein zweiter Punkt eine wichtige Rolle. In unserer von Geschwindigkeit geprägten Zeit behaupte ich mal, dass es viele Pappbecherbenutzer in einer gewissen Weise als Status ansehen, mit einem billigen Pappbecher öffentlich herum zu laufen. Das Verhalten signalisiert der Umwelt: seht her, ich habe einen so wichtigen Job, der mich so beansprucht, dass ich meinen Kaffee unterwegs konsumieren muss. Seht her, wie ich mich abhetzen muss, weil ich verantwortlich für irgendwas bin. Im ersten Moment denkt vielleicht der eine oder andere, der hat aber einen vollen Terminkalender, nicht mal Kaffeepause gönnt er sich.
Ich sage mit einem abgewandelten Zitat von Karl Lagerfeld,

“Wer Kaffee aus Pappbechern trinkt, hat sein Leben nicht mehr im Griff”

Laßt uns zurückkehren zur Kaffeehauskultur! Kommunikation ist in der heutigen Zeit überaus wichtig und warum soll die Kommunikation nicht entspannt bei einer Tasse Kaffee stattfinden. Was hindert uns daran, die legendären Kaffeeküchendiskussionen wieder aufleben zu lassen. Bei denen haben Beschäftigte aus verschiedenen Abteilungen Fachthemen in den engen Teeküchen völlig zwanglos ohne Besprechungsagenda ausdiskutiert. Deutlich effekiver als jede Bullshit-Bingo-Besprechung ist das.
Die kleinste Kaffeeküche ist immer noch besser als Kaffee in Pappbechern in einer Bahnhofshalle.

Ach ja, weil ich gerade dabei bin, Starbucks und wie sie alle heißen sind FastFood und hat für mich nichts mit Kaffeehauskultur zu tun.

Ein passender Artikel zum Thema aus “The Guardian” ins deutsche übersetzt auf freitag.de

https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/einwegbecher-welche-umweltauswirkungen-hat-ein-kaffee-zum-mitnehmen?utm_source=pocket-newtab-de-de

1 Gedanke zu „Kaffee und Pappbecher – nicht “To Go” sondern “No Go”“

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