Rolltreppendrängler, oder ÖPNV-Hektiker

Vor längerer Zeit hatte ich schon einen Blogbeitrag über Flughafenhektiker und Gangsteher geschrieben. Seit einigen Wochen bin ich deutlich mehr als frühe mit ÖPNV unterwegs und stelle fest, dass es auch Rolltreppendrängler und ÖPNV-Hektiker gibt. Sie unterscheiden sich in manchen Dingen, das Grundthema ist aber beiden Gruppen gleich, sowohl im Flieger als auch im ÖPNV.

Was sind Rolltreppendrängler oder ÖPNV-Hektiker?

Jeder kennt es, der in der Innenstadt arbeitet, die morgentliche Rush-Hour. Manche, die zum Beispiel am Hauptbahnhof von einem Verkehrsmittel in ein anderes umsteiegen sind völlig entspannt. Mit diesen Mitfahrern gibt es kein Problem, sie wissen, wo sie herkommen und wie und wann sie am Ziel sein wollen. Klare Sache, diese Menschengruppe beherrscht ihr Leben, deswegen ist der Stressfaktor auch relativ gering.

Aber, dann gibt es die Störer, die in die überlegte Ruhe des Morgens einbrechen. Das sind die Rolltreppendrängler und ÖPNV-Hektiker. Meisten handelt es sich um identische Personen. Das verringert insgesamt die Summe der Unruhestifter, sie sind aber deswegen nicht weniger störend.

Warum stören die morgentliche Ruhe?

Wenn ich mich in der S-Bahn oder U-Bahn so umsehe, dann gibt es eine Menge Menschen, die man als typische Morgenmuffel bezeichnen könnte. Sie sitzen da und verhalten sich still und starren ein wenig abwesend in den Boden oder zu Fenster hinaus. Die anderen, die schon ein Stück wacher sind, lesen in Büchern, E-Books oder Smartphones. Wer es schon in den aktiven Wachzustand geschafft hat, wischt aktiv auf dem Handy herum. Was alles diesen gleich ist, sie verhalten sich ruhig und fallen nicht durch Störungen auf. Im Prinzip ganz angenhem.

Aus Lämmern werden Kampfmaschinen

Das kann sich schlagartig ändern, wenn der Umsteigebahnhof erreicht wird. In der Bahn scharren dann einzelne schon mit den Füßen und können es kaum erwarten, bis endlich die Türen aufgehen. Jetzt ist der Zeitpunkt, in dem in sekundenbruchteilen eine vollständige wandlung bei machen Zeitgenossen eintritt. Die plötzliche Mutation vom stillen Taschenbuchleser zur Kampfmaschine. Der Weg von der S-Bahn zur U-Bahn ist im Hauptbahnhof breit genug, um den Sturmtruppen Platz zu geben, schnellen Schrittes an den in sich ruhenden aber nicht weniger zielstrebigen Menschen vorbei zu eilen.

Dort aber, wo die Rolltreppen hinab zum U-Bahntunnel führen, werdend die Wege enger. Schon beginnt die Drängelei. Es wird versucht, noch schnell vorbei zu kommen und vielleicht eine Treppe eher auf das Band nach unten zu kommen. Interessant wird es immer dann, wenn am Trichter der Rolltreppe zwei oder mehrere rolltreppendrängler zusammen treffen. Nicht immer entscheidet Körpergröße oder Fülle. Manchmal siegt auch forsches Auftreten oder flinkes durchschlüpfen. Als eher entspannter Reisender ist es ist es ab und zu doch mal spannend, wer den Kampf um den besten Rolltreppenplatz gewinnt.

Rechts stehen – links gehen

Aber damit ist noch kein Ende in Sicht. Rechts stehen, links gehen – lautete von Jahren ein Slogan, der das Chaos auf den Rolltreppen entschärfen sollte. Die Menschen halten sich eigentlich ganz gut an diesen Vorschlag. Die Rolltreppendrängler können auf der linken Seite im Eiltempo die Rolltreppe hinunter oder hinaufrennen. Dabei kommt es nicht selten zu Rempeleien, wenn mal eine größere Handtasche oder Aktentasche nicht ganz dicht am Körper des gemütlichen Rolltreppenfahrers hängt. Die wird dann schon mal ziemlich ruppig beiseite gestoßen. Der zivilisierte Rolltreppenbenutzer schüttelt dabei nur verständnislos den Kopf.

Manchmal läßt es sich aber nicht verhindern, dass Menschen die Rolltreppe blockieren. Daskönnen Reisende mit großen Koffern sein, oder Menschen mit Behinderung oder gar Rollstuhl, die einfach die gesamte Breite der Rolltreppe beanspruchen. Die Blicke der Rolltreppendrängler sind in solchen Situationen schon bemerkenswert. Manche fügen sich einfach ihrem Schicksal und fahren wie jeder andere zum Ziel. Die echten Sturmtruppler, trippeln von einem Bein auf das andere, zeigen aggressive Gesichtszüge und würden die Rolltreppenblockierer am liebsten wegsprengen. Das ist dann der Zeitpunkt, wo ich mich frage, für was? Warum sind die so verbissen?

Alles umsonst und warum überhaupt?

Ja, am Ende ist alle Anstrengung auf der Rolltreppen von den Rolltreppendränglern umsonst. Unten am Bahnsteig treffen wir uns meistens wieder. Innerlich grinsend stehe ich dann mit den anderen Entspannten am Bahnsteig und bis ebenso schnell am Ziel wie die ÖPNV-Hektiker.

Stellt sich abschließend natürlich noch die Frage, warum das alles? Im Berufsverkehr kommt in etwa alle fünf Minuten eine U-Bahn. Da spielt es doch keine rolle, ob man eine früher oder später fährt. Die ganze Hektik und das Drängeln am Morgen ist im Grunde doch sinnlos und stört die Umwelt. Wäre es nicht viel angenehmer und deutlich entspannter, wenn der Arbeitstag in aller Ruhe beginnen würde?

Dabei fällt mir ein, zu den Rolltreppendränglern und ÖPNV-Hektikern passen natürlich auch die Kaffee-To-Go Anhänger, die nicht mehr die Zeit haben, eine Tasse Kaffee zu genießen, sondern sie in aller Hektik das Gebräu im Pappbecher hinunter zu schütten. Über diese seltsame Menschengruppe hatte ich schon vor einiger Zeit einen Blogbeitrag geschrieben – Kaffee to-go ist ein no-go.

Den Tag in Ruhe und ausgeglichen beginnen

Liebe Leute, laßt es einfach sein! Ihr müsst nicht egoistische Ichlinge sein und überall drängeln.
Den Tag mit Ruhe und ausgeglichen beginnen, ist das beste Mittel auch am Arbeitsplatz entspannter zu sein.
Ihr tut es nicht für mich, ihr tut es für Euch!

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